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Joyce in Zürich

Joyce in Zurich © Zurich James Joyce Foundation

Zürich war ein wichtiger Wendepunkt im Leben von James Joyce, sowohl künstlerisch als auch finanziell. Es war die Stadt, in der er und Nora ihr Leben im Exil begannen. Die Stadt wurde im Ersten und später auch nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zum Zufluchtsort. Und Zürich ist ihre letzte Ruhestätte.

Fehlstart und Rückkehr aufgrund des Ersten Weltkriegs

James Joyce und seine Partnerin, Nora Barnacle, kamen erstmals 1904 nach Zürich. Es lief allerdings nicht wie geplant: Eine vermeintlich offene Stelle als Englischlehrer an der Berlitz-Schule existierte in Wirklichkeit nicht. Nach ein wenig mehr als einer Woche zog das Paar nach Pula und, später, nach Trieste. Mit Ausnahme eines kurzen Aufenthaltes in Rom verbrachten sie die nächsten zehn Jahre dort und hatten zwei Kinder, Giorgio und Lucia.

Im Sommer 1915 zwang Erste Weltkrieg Joyce und seine Familie dazu, Trieste zu verlassen. Die Eltern entschieden sich für die neutrale Schweiz. Während ihrer Zeit in Zürich veröffentlicht Joyce die Buchversion von Ein Porträt des Künstlers als junger Mann (1916) sowie sein einziges Theaterstück, Verbannte (1917). Ausserdem schrieb er einen Drittel seines bahnbrechenden Romans Ulysses während seinem Schweizer Exil. Hinzu kam die Serienveröffentlichung von Ulysses im Little Review in New York, die ebenfalls während der Zeit in Zürich begann.

Ein Neuanfang: Die Finanzen des Autors

Ebenso entscheidend wie diese künstlerischen Meilensteine war die Tatsache, dass Zürich einen finanziellen Wendepunkt in Joyces Leben bedeutete. Unter anderem erhielt Joyce Stipendien von der Britischen Regierung, mit Hilfe der Dichter Ezra Pound und W. B. Yeats. Noch bedeutsamer war aber, dass Joyce beträchtliche finanzielle Unterstützung von Frauen wie Edith Rockefeller McCormick und Harriet Weaver erhielt. Weaver, die zuerst anonym blieb, sollte die Familie Joyce noch jahrelang unterstützen, sogar über den Tod des Autors hinaus.

Seine zunehmend gesicherte finanzielle Situation ermöglichte es Joyce, sich auf das Schreiben zu konzentrieren. Zürich blieb mit anderen Worten nicht nur eine Durchgangsstation zu Beginn von Joyces Leben im Exil. Ab 1915 war die Limmatstadt auch Schauplatz eines Wandels bezüglich seines Schicksals als Künstler: Er war nicht mehr ein kaum bekannter Schriftsteller, der chronisch damit kämpfte, finanziell über die Runden zu kommen, sondern ein ikonischer Modernist mit einem – mehr oder weniger – stabilen Einkommen.

Eine letzte Rückkehr

Nach Ende des Ersten Weltkriegs verliess die Familie Joyce Zürich und liess sich schliesslich in Paris nieder. Sie kehrten immer wieder nach Zürich zurück, teils um Freunde zu besuchen, teils für eine der vielen Augenoperationen, die Joyce über sich ergehen lassen musste. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Nationalsozialisten in Frankreich einmarschierten, mussten die Joyces fliehen. Sie erreichten Zürich im Dezember 1940, aber schon kurz darauf, am 13. Januar 1941, starb Joyce an den Folgen eines durgebrochenen Magengeschwürs. Sowohl er als auch Nora und Giorgio sind in Zürich begraben.